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Die Geschichte des Arbeitskreises Kritische Männerforschung (AK)

Der Arbeitskreis Kritische Männerforschung (AK) hat sich im Laufe der Jahre als eine zentrale Institution etabliert, die sich intensiv mit den Themen Männlichkeit und Geschlechterrollen auseinandersetzt. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Geschichte des AK, seine Entstehung, die wichtigsten Meilensteine und seinen Einfluss auf die kritische Männerforschung.
Die Anfänge: Entstehung und Gründungsjahre
Die Entstehung des Arbeitskreises Kritische Männerforschung geht auf die frühen 1990er Jahre zurück. In dieser Zeit begann sich die feministische Forschung zunehmend mit den Konstruktionen von Männlichkeit auseinanderzusetzen. Es wurde erkannt, dass die traditionellen Geschlechterrollen nicht nur Frauen, sondern auch Männer in bestimmte Verhaltensmuster zwängen und gesellschaftliche Erwartungen prägen.
Im Jahr 1993 fand in Berlin die erste Konferenz zur kritischen Männerforschung statt, die den Grundstein für den AK legte. Diese Konferenz, die von einer Gruppe engagierter Wissenschaftler und Aktivisten organisiert wurde, brachte erstmals Forscher aus verschiedenen Disziplinen zusammen, um die Rolle von Männern in der Gesellschaft kritisch zu hinterfragen und neue Perspektiven zu entwickeln.
Konsolidierung und Wachstum: Die 2000er Jahre
In den folgenden Jahren erlebte der Arbeitskreis eine Phase des Wachstums und der Konsolidierung. Die Zahl der Mitglieder stieg kontinuierlich, und es wurden regelmäßige Treffen und Konferenzen organisiert. Ein wichtiger Meilenstein in dieser Zeit war die Gründung der Zeitschrift „Männerforschung – Zeitschrift für Geschlechterfragen“ im Jahr 2001. Diese Publikation bot eine Plattform für den Austausch von Forschungsergebnissen und theoretischen Diskussionen und trug wesentlich zur Etablierung des Feldes bei.
In den 2000er Jahren begann der AK auch, international stärker vernetzt zu agieren. Es wurden Kooperationen mit ähnlichen Forschungsgruppen und Institutionen im Ausland aufgebaut, und der Austausch von Wissen und Erfahrungen wurde intensiviert. Dies führte zu einer weiteren Professionalisierung der kritischen Männerforschung und half dabei, das Thema in der akademischen Welt stärker zu verankern.
Vertiefung und Diversifikation: Die 2010er Jahre
Die 2010er Jahre waren geprägt von einer Vertiefung und Diversifikation der Forschungsfelder innerhalb des AK. Neben den klassischen Themen wie Männlichkeitskonstruktionen und Geschlechterrollen rückten nun auch neue Fragestellungen in den Fokus. Dazu gehörten unter anderem die Untersuchung von Männergesundheit, Vaterschaft, Männer in Pflegeberufen und die Auswirkungen von Migration und Globalisierung auf Männlichkeitsbilder.
Ein bedeutendes Ereignis dieser Dekade war die Durchführung der ersten internationalen Konferenz zur kritischen Männerforschung im Jahr 2013. Diese Konferenz, die in Frankfurt stattfand, zog Teilnehmer aus über 20 Ländern an und bot eine einzigartige Plattform für den internationalen Austausch und die Vernetzung.
In dieser Zeit wuchs auch die Zahl der Publikationen und Forschungsprojekte, die vom AK initiiert oder unterstützt wurden. Die Mitglieder des AK waren zunehmend in der Lage, ihre Forschungsergebnisse in renommierten wissenschaftlichen Zeitschriften und Büchern zu veröffentlichen, was zur weiteren Anerkennung und Verbreitung des Forschungsfeldes beitrug.
Aktuelle Entwicklungen und zukünftige Perspektiven
In den letzten Jahren hat sich der Arbeitskreis Kritische Männerforschung weiterentwickelt und an die aktuellen gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Herausforderungen angepasst. Ein zentrales Thema der letzten Jahre war die Auseinandersetzung mit der digitalen Transformation und ihren Auswirkungen auf Geschlechterrollen und Männlichkeitsbilder. Der AK hat zahlreiche Projekte und Veranstaltungen initiiert, die sich mit der Darstellung von Männlichkeit in sozialen Medien, der Nutzung digitaler Technologien durch Männer und den damit verbundenen Herausforderungen und Chancen beschäftigen.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Intersektionalität, also die Betrachtung der Überschneidungen von Geschlecht mit anderen sozialen Kategorien wie Ethnizität, Klasse und Sexualität. Der AK hat begonnen, verstärkt intersektionale Perspektiven in seine Arbeit zu integrieren und die vielfältigen Lebensrealitäten von Männern in den Mittelpunkt seiner Forschung zu stellen.
Die Zusammenarbeit mit anderen Forschungsgruppen und Institutionen hat ebenfalls weiter zugenommen. Der AK ist heute Teil eines globalen Netzwerks von Forschern, die sich mit Geschlechterfragen beschäftigen, und spielt eine aktive Rolle in internationalen Forschungsprojekten und Konferenzen.
Einfluss und Bedeutung des AK
Der Arbeitskreis Kritische Männerforschung hat im Laufe seiner Geschichte einen bedeutenden Einfluss auf die wissenschaftliche und gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Männlichkeit ausgeübt. Durch seine Arbeit hat er dazu beigetragen, traditionelle Vorstellungen von Männlichkeit zu hinterfragen und neue, differenzierte Perspektiven zu entwickeln.
Ein wichtiger Beitrag des AK ist die Sensibilisierung für die vielfältigen Lebensrealitäten und Herausforderungen, denen Männer in der heutigen Gesellschaft gegenüberstehen. Durch seine Forschung und Öffentlichkeitsarbeit hat der AK dazu beigetragen, ein differenziertes Verständnis von Männlichkeit zu fördern und zur Entstigmatisierung von Themen wie Männergesundheit, emotionale Verletzlichkeit und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie beizutragen.
Darüber hinaus hat der AK zahlreiche wissenschaftliche Debatten angestoßen und die Entwicklung neuer theoretischer Ansätze in der Geschlechterforschung vorangetrieben. Die Veröffentlichungen und Veranstaltungen des AK sind heute eine wichtige Referenz für Forscher und Praktiker, die sich mit den Themen Geschlecht und Männlichkeit beschäftigen.
Fazit: Ein bedeutender Akteur in der Geschlechterforschung
Die Geschichte des Arbeitskreises Kritische Männerforschung ist eine Erfolgsgeschichte des Engagements und der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Männlichkeit. Von den bescheidenen Anfängen in den 1990er Jahren hat sich der AK zu einem bedeutenden Akteur in der Geschlechterforschung entwickelt, der national und international anerkannt ist.
Durch seine kontinuierliche Arbeit hat der AK dazu beigetragen, das Verständnis von Männlichkeit zu erweitern und neue Perspektiven zu eröffnen. Die Herausforderungen und Veränderungen der letzten Jahrzehnte haben den AK geprägt und gestärkt, und er ist heute besser denn je in der Lage, auf die aktuellen und zukünftigen Fragen der Männerforschung zu reagieren.